Grundbegriffe des Videospielbasierten Fremdsprachenunterrichts
Videospiele sind als Medium nicht aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Sie sind fester Bestandteil der Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie dienen dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern können auch Themen und Diskurse des Alltags aufgreifen und diese kommentieren. Es ist also zunächst eine logische Schlussfolgerung, dass Videospiele genauso wie Literatur, Filme und andere Medien auch Teil einer schulischen Bildung sein können und dürfen.
Warum gerade im Fremdsprachenunterricht?
Ein Unterricht, der Funktionale Kommunikative Kompetenzen fördern möchte ist stetig mit der Herausforderung konfrontiert, Schüler:innen Möglichkeiten zu handlungs- und ergebnisorientierter Kommunikation anzubieten. Digitale Spiele können diese Anforderung auf verschiedenste Art und Weise erfüllen, die anderen Medien nicht ohne Weiteres möglich ist.
Videospiele sind interaktive Handlungsräume!
Im Gegensatz zu klassischen Medien wie Film und Literatur, sind Videospiele nicht primär rezeptiv angelegt. Beim Spielen treten Spieler:innen mit dem System des Spiels und mit anderen Mitspielenden in Interaktion. Handlungen werden nicht ausschließlich beschrieben oder angesehen, sondern von den Spielenden durch die Spielsteuerung umgesetzt. So entsteht ein hoher Grad an Identifikation mit Spielfiguren und deren Handlungen. Der (Miss-)Erfolg dieser Handlungen ist in Spielen in der Regel mit einer Form sofortigen Feedbacks verknüpft. Spiele sind zudem frei von realweltlichen Konsequenzen und erlauben somit ein großes Maß an explorativem "Ausprobieren" von Handlungen und deren Konsequenzen.
Videospiele fördern kommunikative Kompetenzen!
Studien und theoretische Arbeiten des letzten Jahrzehnts haben das Potential von Videospielen für den Erwerb fremdsprachlicher Kompetenzen mehr als deutlich hervorgehoben. In fast allen Bereichen des Unterrichts lassen sie sich entweder genauso gut oder sogar besser als andere Medien einsetzen. Wenn Schüler:innen zusammen spielen, müssen Sie zum Erfolg eine Reihe verschiedener kommunikativer Aktionen durchführen und koordinieren. Ein guter videospielbasierter Unterricht kann sich dies zu Nutze machen.
Mit Videospielen unterrichten:
Der Zusammenhang von Spielen und Lernen ist in der Bildungspsychologie und auch in der Grundschuldidaktik längst keine Frage mehr. (Analoge) Spiele werden als motivierende, interaktive, relevante und authentische Lerngelegenheiten verstanden. Videospiele erweitern dieses Spektrum durch eine digitale Komponente. Guter Videospielunterricht ist in seinen Grundprinzipien nicht anders als guter Unterricht im Allgemeinen. Er ist lernendenzentriert, differenziert, problemorientiert und kommunikativ. Die einzigartigen Eigenschaften von Videospielen erfordern allerdings etwas didaktisches fine-tuning, für das Jonathon Reinhardt in seinem Buch Gameful Second and Foreign Language Learning eine wichtige Grundlage liefert und drei Facetten des Einsatzes digitaler Spiele im Fremdsprachenunterricht unterscheidet:
- Game-based Language Learning bezieht sich auf einen Unterricht, dessen analoge Lernarrangements durch didaktisierte digitale Spiele - sog. Serious Games erweitert werden.
- Game-informed Language Learning ist eng mit der Idee der Gamifizierung verwandt und beschreibt den Einsatz von spieltypischen Elementen und Prinzipien wie z.B. Ranglisten im Unterricht.
- Game-enhanced Language Learning setzt Spiele aus dem kommerziellen Umfeld im Unterricht ein. Ähnlich wie Populärliteratur oder Filme bieten diese Spiele die Möglichkeit, authentische Texte aus genuin fremdsprachlichen Kontexten in den Unterricht zu integrieren.
- Becker, D. (2021). Videospiele im Fremdsprachenunterricht. Narr Francke Attempto.
- Reinhardt, J. (2018). Gameful second and foreign language teaching and learning: Theory, Research, and Practice. Springer.
- Sykes, J. M., & Reinhardt, J. (2013). Language at play : digital games in second and foreign language teaching and learning. Pearson.
Zuletzt bearbeitet am: 05/11/2025, 11:22